Chili und Co.: Was bewirkt Schärfe wirklich im Körper?

Scharfes Essen: Ist es das Geheimnis für einen fitten KKörper?

Nicht jeder mag scharfes Essen. Das ist absolut verständlich – schließlich hat jeder Mensch seinen eigenen Geschmack und seine kulinarischen Vorlieben. Vielleicht liegt es auch daran, wo man auf der Welt du aufgewachsen ist. In manchen Ländern gehören scharfe Chilischoten genauso selbstverständlich auf den Tisch wie bei uns Salz und Pfeffer.

Dennoch: Auch wer nicht mit Chili groß wurde, kann sich vom Reiz der Schärfe packen lassen – oder aber einen großen Bogen darum machen. Aber was sind eigentlich die  schärfsten Lebensmittel und was passiert im  Körper, wenn du zu einem feurigen Gericht greifst?

Scoville-Skala – die schärfsten Lebensmittel der Welt

Wenn du wissen willst, wie scharf etwas wirklich ist, hilft dir die Scoville-Skala weiter. Sie misst die Menge an Capsaicin, dem Stoff, der für das scharfe Gefühl verantwortlich ist. Eine Paprika hat 0 Scoville-Einheiten – absolut mild, eine Jalapeño hingegen bringt es auf etwa 2.500 bis 8.000.

Wenn es um extreme Schärfe geht, stehen bestimmte Chilisorten ganz oben auf der Scoville-Skala. Die aktuell schärfste Chili der Welt ist die Pepper X aus den USA – sie hat über 2,6 Millionen Scoville-Einheiten und wurde vom Züchter Ed Currie entwickelt.

Das „Brennen“ auf der Zunge ist also keine Einbildung, sondern das Ergebnis einer messbaren chemischen Reaktion in deinem Körper.

Quelle: Marcus Chung/ istock
Die meisten Chilis wachsen in warmen, tropischen und subtropischen Regionen der Welt – wie etwas Mexiko, Thailand oder Peru

Warum manche Menschen Schärfe lieben

Für viele ist scharfes Essen mehr als nur Geschmack – es ist ein regelrechter Adrenalinkick. Capsaicin reizt die Schmerzrezeptoren in deinem Mund und dein Gehirn antwortet darauf mit der Ausschüttung von Endorphinen, also Glückshormonen. Das kann euphorisierend wirken – ähnlich wie bei Sport oder Schokolade.

Manche schwören sogar darauf, dass scharfes Essen ihnen hilft, sich nach einem stressigen Tag zu entspannen. Der Körper wird durch die Reizwirkung kurzzeitig in Alarmbereitschaft versetzt – und das fühlt sich für manche schlichtweg lebendig an.

Was Capsaicin in deinem Körper bewirkt

Capsaicin ist ein echtes Multitalent: Es regt den Stoffwechsel an, steigert den Energieverbrauch und kann sogar beim Abnehmen unterstützen.

Studien belegen, dass Capsaicin besonders bei übergewichtigen Menschen positive Effekte auf die metabolische Gesundheit hat. Es hemmt den Appetit, fördert die Fettverbrennung und kann helfen, das Gewicht zu halten.

Und das ist noch nicht alles: Capsaicin hat auch entzündungshemmende Eigenschaften und unterstützt die Durchblutung. Eine regelmäßige Dosis Schärfe kann dein Herz-Kreislauf-System also durchaus positiv beeinflussen.

Schmerz lindern – auf feurige Art

Kaum zu glauben, aber Capsaicin kann auch Schmerzen lindern. Verantwortlich dafür ist die sogenannte Substanz P, ein Botenstoff im Gehirn, der Schmerzsignale überträgt. Capsaicin kann die Wirkung dieser Substanz blockieren. In Form von Cremes oder Gels wird es daher erfolgreich zur Behandlung von Arthrose oder neuropathischen Schmerzen eingesetzt.

In höherer Konzentration (2,5 % bis 8 %) wirkt es wie ein natürliches Schmerzmittel – ohne die Nebenwirkungen klassischer Medikamente. Auch innerlich genossen kann es Beschwerden lindern – vorausgesetzt, dein Magen spielt mit.

Die Wahrheit über Magenprobleme

Viele glauben, scharfes Essen würde Magengeschwüre verursachen – doch das ist ein Mythos. Tatsächlich kann Capsaicin sogar schützend wirken, indem es die Säureproduktion im Magen hemmt.  Capsaicin wird sogar als Medikament zur Vorbeugung von Geschwüren untersucht, vor allem bei Menschen, die regelmäßig entzündungshemmende Medikamente einnehmen.

Problematisch wird es nur, wenn dein Magen bereits gereizt ist – dann kann die Schärfe zu Sodbrennen oder Durchfall führen. Hier gilt: Höre auf deinen Körper und übertreibe es nicht.

Chili und Co: Was kann scharfes essen im Körper bewirken?Quelle: gpointstudio/istock
Keine Sorge, scharfes Essen macht kein Magengeschwür

Hot Pots: Noch mehr überraschende Effekte

Scharfes Essen bringt eine ganze Reihe weiterer gesundheitlicher Vorteile mit sich:

  • Stärkt das Immunsystem: Durch den hohen Gehalt an Antioxidantien und Vitamin A
  • Senkt den Cholesterinspiegel: Es reduziert das „schlechte“ LDL und steigert das „gute“ HDL, wie Untersuchungen zeigen
  • Wirkt abschwellend: Deshalb läuft dir die Nase beim Chili-Essen – ein natürlicher Nebeneffekt
  • Steigert die Lebenserwartung: Eine Studie ergab, dass Menschen, die regelmäßig scharf essen, ein um 14 % geringeres Risiko haben, frühzeitig zu sterben

Darüber hinaus kann der Genuss von Chili auch den Heißhunger auf Süßes reduzieren. Nach einem besonders scharfen Bissen wirkt Zucker plötzlich unangenehm süß – ein natürlicher Trick, um weniger zu naschen. Viele berichten auch davon, dass sie sich nach einem scharfen Essen zufriedener und gesättigter fühlen.

Die Schattenseiten scharfer Genüsse – mögliche Nachteile im Überblick

So sehr Capsaicin auch gesundheitliche Vorteile haben kann, bringt scharfes Essen für manche Menschen spürbare Nachteile mit sich – vor allem, wenn es zu häufig oder in zu großen Mengen genossen wird. Hier einige der häufigsten Probleme, die auftreten können:

  • Magenreizungen: Bei empfindlichen Personen oder bestehenden Magen-Darm-Erkrankungen (z. B. Gastritis, Reizdarmsyndrom) kann die Schärfe zu Beschwerden wie Magenschmerzen, Völlegefühl oder Übelkeit führen.
  • Sodbrennen und Reflux: Scharfe Speisen können die Produktion von Magensäure anregen und den unteren Schließmuskel der Speiseröhre reizen – was unangenehmes Brennen im Brustbereich verursacht.
  • Durchfall oder Darmschmerzen: Capsaicin beschleunigt die Darmtätigkeit, was bei manchen Menschen zu weichem Stuhl, Blähungen oder sogar Durchfall führen kann.
  • Hämorrhoiden-Beschwerden: Das Spruchwort “Brennt zweimal” stimmt – die reizende Wirkung von Capsaicin kann nämlich auch beim Stuhlgang für Brennen sorgen – besonders unangenehm bei bestehenden Hämorrhoiden.
  • Haut- und Schleimhautreizungen: Der direkte Kontakt mit sehr scharfen Chilis kann zu Brennen auf Lippen, Zunge oder sogar auf der Haut führen.
  • Überempfindlichkeit: Manche Menschen reagieren auf Capsaicin allergisch oder mit starker Reizung – etwa mit tränenden Augen, Niesreiz oder Atemproblemen.
  • Abhängigkeit vom Schärfekick: Wer regelmäßig extrem scharf isst, braucht mit der Zeit immer mehr Schärfe, um denselben Reiz zu verspüren – ähnlich wie bei Kaffee oder Zucker kann sich eine Art „Toleranz“ entwickeln.

Schärfe mit Verantwortung genießen

Scharfes Essen ist nicht nur ein Geschmackserlebnis – es hat eine messbare Wirkung auf deinen Körper. Von einem aktiveren Stoffwechsel über bessere Stimmung bis hin zur Stärkung deines Immunsystems – die Liste der Vorteile ist lang. Doch wie bei allem gilt: Die Dosis macht das Gift.

Wer Schärfe nicht gewohnt ist oder an Magenproblemen leidet, sollte langsam beginnen. Vielleicht entdeckst du dabei eine ganz neue Leidenschaft – und einen Weg zu mehr Genuss und Gesundheit. Egal, ob du auf Schärfe schwörst oder sie meidest: Ein bisschen Feuer auf dem Teller kann mehr bewirken, als du vielleicht denkst.

Bildquellen

  • Close up of asian chinese mid adult male farmer both hand holding chilli: Marcus Chung/ istock
  • Scharfes Essen Stoffwechsel: gpointstudio/istock

Vorgeschlagene Artikel

Melde dich für unseren Newsletter an

Keine Sorge, wir spamen dich nicht zu ;) Du bekommst 1-mal jede 2 Wochen die beliebtesten Beiträge und Videos von uns.

OSZAR »